Italien und Genuß, feines Essen und guter Wein, das sind Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden sind. Ob in meinem Laden oder im Privatleben, schon seit vielen Jahren steht Genuß im Fokus meines Lebens. Auch oder gerade in schwierigen Zeiten ist es mir wichtig, das Leben zu genießen, so gut es geht. Dazu gehören Lebensmittel aus den 'richtigen' Quellen genauso, wie das sich erfreuen an den kleinen Dingen, die den Tag erhellen. Ob das Genießen der Sonnenstrahlen am Tag, das Funkeln der Sterne in der Nacht, die faszinierende Silhouette der Berge oder das Plätschern des Meeres - bewußt wahrnehmen und ab und zu einmal die Gedanken schweifen zu lassen, hilft ungemein, positiv zu bleiben und das Leben leichter zu nehmen. Frei nach Karl Valentin 'Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem'!
Ich hatte ursprünglich nicht vor, einen Mehrteiler zu verfassen, als ich mit dem Schreiben meiner Liebeserklärung anfing. Während des Schreibens und vor allem während des Sichtens der vielen Photos, wurde mir aber klar, daß man das alles nicht in einen einzigen Beitrag packen kann. Mehr als 700 Photos und drei sehr intensive Tage sind eine echte Herausforderung. Aber richtig große Liebesgeschichten passen nun mal nicht auf ein DIN-A 4 Blatt.
Nach dem ersten Teil, in dem ich über die Hintergründe meiner Liebe zu den Abruzzen schrieb und dem zweiten Teil, der in wenigen ;-) Photos die Schönheit der Natur zeigte, widme ich mich im dritten Teil den leiblichen Genüssen. Essen und Trinken sind überall auf der Welt wichtig und es gibt hervorragende Produkte und Rezepte, in den Abruzzen ist das Thema Genuß für mich aber in besonderer Weise ausgeprägt.
Auch wenn ich sonst kaum noch Fleisch esse, eines muß auf jeden Fall sein, wenn ich in den Abruzzen bin... Arrosticini essen, Lammspießchen, gegrillt auf einem speziellen Grill, diese Spezialität gibt es nur hier. Dazu ein paar Bruschette mit Öl, rohem Schinken, Tomate oder auch Mozzarella, ein gemischter Salat - fertig ist das Abendessen! Was auch nicht fehlen darf, der ewige Wettbewerb, wer schafft wieviele der wirklich kleinen Spießchen. Ihr könnt euch vorstellen, wie ich geguckt habe, als ich in den
80er Jahren das erste Mal mit Freunden Arrosticini essen war und die Frage kam, schaffst du mehr als 10? 10 Spieße? Unvorstellbar. Zumindest bevor ich wußte, um was es überhaupt geht ;-)
80er Jahren das erste Mal mit Freunden Arrosticini essen war und die Frage kam, schaffst du mehr als 10? 10 Spieße? Unvorstellbar. Zumindest bevor ich wußte, um was es überhaupt geht ;-)
Zum Glück gibt es auch das passende Equipment für zuhause, so daß wir hoffentlich irgendwann einmal auch bei uns in den Genuß kommen werden. Das passende Fleisch bekommt man regional, sozusagen aus der Nachbarschaft, Grill und Schneidegerät bringen wir dann aus dem Urlaub mit.
Ob im Lokal oder zuhause, mit Familie oder Freunden, wie während des Endspiels der EM 2020, welches die Italiener zum Glück gewannen, Arrosticini sind aus dem Leben in den Abruzzen nicht wegzudenken. Schnell zubereitet, köstlich und damit eine Garantie für ein fröhliches Zusammensein.
Zusammensein und gemeinsam genießen, das ist in Italien sowieso selbstverständlich. Ob zum Mittagessen oder am Abend, während der Woche oder am Wochenende, in der Gruppe schmeckt es eben immer am besten.
Für mich beginnt der Tag im Urlaub traditionell mit einem Caffé - bei uns Espresso genannt - und das natürlich am liebsten draußen auf dem Balkon in der Sonne. Das gelingt mir zuhause nicht immer, im Urlaub genieße ich es deshalb umso mehr.
Danach gehts raus, zum Frühstück, in eine quirlige Bar in der Stadt oder etwas ruhiger am Strand. Egal wo, Cappuccino und ein leckeres Cornetto, vielleicht gefüllt mit Creme, dazu etwas Obst. Herrlich. Paradiesisch. Mehr gibt es meistens nicht und mehr brauche ich auch nicht. In Italien konzentriert man sich stärker auf die anderen Mahlzeiten des Tages.
Nach dem Frühstück gehts im Urlaub meistens zum Chillen an den Strand, zum Shoppen in die Stadt oder auf Erkundungstour ins Umland. Außerhalb der Ferienzeit leider zur Arbeit, das ist in Italien nicht anders als bei uns. Eine Sache gibt es aber, die bei uns erst ganz langsam bekannter wird... Der Aperitivo, eines meiner Lieblingsworte und eine meiner Lieblingsaktivitäten - andiamo a prendere un aperitivo - das klingt schon wunderbar und enthält für mich fast ein bißchen Magie. Man trifft sich am frühen Abend, nach der Arbeit oder dem Strandbesuch, auf jeden Fall vor dem Abendessen, in einer Bar und nimmt gemeinsam einen Spritz oder ein Glas Wein, manchmal auch ein Bier, Cocktail oder einen Bitter ohne Alkohol zu sich. Dazu gibt es mindestens ein paar Nüsse oder Chips, oft sind es aber fast schon kleine Mahlzeiten, die dazu gereicht werden. Im Urlaub oder am Wochenende passiert das gerne auch schon vor dem Mittagessen. Eine herrliche Gelegenheit für ein kurzes Treffen, ohne großen Umstand und trotzdem sehr effektiv. Gemeinsam den Aperitivo einzunehmen, das hat neben dem Spaß auch unglaublich viel mit sozialem Austausch und Netzwerken zu tun. Empfehlenswert, unbedingt.
In unserem kurzen Urlaub in Francavilla al Mare haben wir das Mittagessen unter anderem am Strand unseres Hotels eingenommen. Kleine Karte, regionale Gerichte, hervorragende Qualität. Davor als Antipasto ein paar Stücke des für mich besten Brotes der Welt, scusa Deutschland, gestippt in mildes Olivenöl, hmmmm.
Die Auswahl fällt mir immer schwer, leider konnte ich nicht alles probieren und ich entschied mich für eines meiner Lieblingsgerichte, Tagliolini alle vongole. Schlicht, einfach, lecker. Die klassische Speisenfolge Antipasto, Primo, Secondo, Dolce haben wir uns für ein anderes Ma(h)l aufgehoben. Am Strandtag wäre das zuviel.
Um den Tag zu einem perfekten Tag zu machen, muß am Nachmittag natürlich ein herrlich cremiges Eis gegessen werden. Melone, cioccolato e pistacchio oder eine ganz andere Kombination - besser als in Italien kann das Eis kaum schmecken. Ich liebe außerdem, daß es nicht als relativ feste Kugel portioniert wird, sondern, da es cremiger ist als bei uns, mit dem Spachtel in die Waffel gestrichen wird.
Die blaue Stunde hat ihren Namen zu Recht. Wenn die Sonne fast untergegangen ist, verfärbt sich der Himmel und alles rundherum zu einem besonderen Blau, Himmel und Meer verschwimmen und man kann plötzlich auch wieder die sanfteren Wellen hören. Die meisten Familien sind nach Hause gegangen, es wird ruhiger am Strand, die Stimmung an der Strandbar verändert sich. Relaxen mit einem Aperitivo, da ist er wieder, Freunde treffen und Pläne für den Abend schmieden. Wohin geht wer mit wem zum Essen, trifft man sich danach zum Tanzen oder in einer Bar, was passiert heute abend auf der Piazza... diese wichtigen Fragen lassen sich hervorragend bei einem Campari Spritz, Negroni oder einem Glas Weißwein klären. Mittlerweile sieht man auch öfter mal ein Bier auf einem der kleinen Tischchen, das in Italien glücklicherweise nicht so excessiv wie bei uns konsumiert, sondern schlicht genossen wird.
Wir haben das Glück, daß wir in einer Region Urlaub machen können, in der wir viele Freunde haben und kommen deshalb das eine oder andere Mal in den Genuß, statt im Restaurant bei ihnen zuhause zum Essen eingeladen zu sein. Hier zeigt sich dann allerdings, warum es mehr als klug war, mittags nur ein einfaches Gericht gewählt zu haben...
Ich schreibe dazu jetzt nichts, lasse die Bilder sprechen und mache euch den Mund weiter wässrig, denn, es war fast klar... es wird einen vierten Teil der Liebeserklärung geben. In dem gehe ich auf einzelne Gerichte ein und stelle auch den einen oder anderen Aperitivo, sowie die abruzzesischen Weine und Spirituosen vor. A presto...
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