Dieser Sommer war (ist) einfach unglaublich! Endlich mal wieder ein Sommer, der den Namen verdient hat. Mit ausreichend Zeit für lange und ausgiebige Treffen im Garten. Und das habe ich mit meinen Gästen in vollen Zügen ausgekostet. Im August war Bine bei mir zu Gast. Ihrem Blog folge ich schon ziemlich lange und so hat es mich sehr gefreut, daß sie die Einladung angenommen hat.
Herzlich Willkommen in meinem Garten Bine!
Da sie auf ihrem Blog schon sehr viele Fragen über sich beantwortet und mir deshalb erstmal keine Information gefehlt hat, lautete meine persönliche Frage an sie: Welche Frage stellst du dir selber immer wieder? Das hat offenbar eine Menge bei ihr ausgelöst...
Welche Frage stellst du dir selber immer wieder?
Tagtäglich kreuzen eine Menge Fragen meine Gedanken: Wann
war heute nochmal der Zahnarzttermin? Hat das Kind heute Sportunterricht? Warum
schaffen Städte und Behörden es nicht einen öffentlichen Bau vernünftig zu
planen? Was koche ich heute? Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Hat
unsere Babysitterin wohl am Wochenende Zeit? Warum gibt es im Flugzeug
Schwimmwesten und keine Fallschirme?
Aber darum soll es heute nicht gehen. Claudia hat mir
eine Frage gestellt, die da lautet: Welche Frage stellst Du Dir immer wieder?
Das ist wiederum eine gute und schwierige Frage.
Ich habe in den vergangenen Wochen oft darüber
nachgedacht, was mich wiederum zu dem Schluss kommen läßt, dass mich scheinbar
keine Frage immer wieder beschäftigt. Wäre dem so, wäre sie mir ja sofort
eingefallen.
Beim Denken - am besten kann ich das während ich an der
Nähmaschine sitze - kam mir eine Frage in den Sinn, die grob formuliert
lautet: Wie werde ich ein besserer Mensch? Anders formuliert: Wie schaffe ich
es ein erfülltes Leben zu leben, Momente zu schaffen, an die ich mich später
erinnere, eine glückliche Beziehung zu meiner Familie, meinen Freunden und zu
mir selbst zu führen?
Kaum schlage ich eine Zeitschrift auf - egal welche -
springen mir Headlines ins Auge, die mir suggerieren, dass ich nach dem Lesen
des Artikels nicht nur um einiges schlauer, sondern auch ein besserer Mensch
sein werde. Ich soll, darf, muss fünf Kilo abnehmen, danach fühle ich mich
bombastisch. Ich soll achtsamer mit meiner Umwelt und mir umgehen, soll das Wasser
der Morgendusche auf meiner Haut spüren und fühlen und nicht daran denken, dass
ich vergessen habe Aufschnitt für`s Frühstück zu kaufen. Ich soll meiner
Kreativität freien Lauf lassen, denn nur wenn man was mit den eigenen Händen
schafft, erlebt man die Erfüllung schlechthin. Ich muss unbedingt auch in den
kleinen Dingen und Ereignissen des Alltags das große Glück sehen. Ich muss
still sein und soll Stille zulassen, denn Stille läßt uns runterkommen,
entspannen und unsere Gedanken kreisen. Ich soll und muss eine Menge tun, damit
ich ein guter Mensch mit einem erfülltem Leben werde.
Dies ist durchaus mein Bestreben. Ich versuche meist
alles richtig zu machen.
Als selbstständige Onlineshopbetreiberin und
Bloggerin, als Mutter, Ehefrau, Hausfrau, Freundin, Schwester und Tochter
hat man einen, bzw. mehrere Jobs zu erfüllen. Damit es rund läuft, muss der
Rubel rollen, also die Arbeit erledigt werden; müssen die Kinder erzogen,
behütet, betüddelt, beschützt und auf's Leben vorbereitet werden; muss die Beziehung
im Gleichklang bleiben; das Haus geputzt, der Kühlschrank gefüllt und der
Rasen gemäht werden.
Es läuft bei uns. Das kann ich geradewegs behaupten, aber
manchmal könnte es besser laufen. Dann werden Termine vergessen, der Einkauf
nicht geschafft, die Emails nicht zeitnah beantwortet, der Geburtstag
vergessen, auf die WhatsApp erst drei Tage später geantwortet, eine Zusage in
eine Absage geändert. Der Plan gerät ins Wanken und ist womöglich nicht mehr zu
retten. Es muss umdisponiert werden und in der großen Pause mit dem Rad in die
Schule gedüst werden, weil wir doch den Sportunterricht vergessen haben.
Also bleibt meine immerwährende Frage oder mein Credo,
wie kann es besser laufen? Zu den typischen Alltagsthemen rund um Organisation,
die wohl alle Mütter mit sich herumtragen, kommen für mich noch meine
persönlichen Wertvorstellungen dazu.
Pünktlich sein. Bitte-Danke sagen. Liebe und Respekt
meinen Mitmenschen gegenüber bringen. Geburtstage, wichtige Ereignisse im Leben
eines anderen nicht vergessen. Sauberkeit und Ordnung. Ehrlichkeit. Toleranz.
Disziplin und Verlässlichkeit. Lauter Werte, die mir wichtig sind, die ich in
meinem Alltag versuche zu beherzigen, umzusetzen und an meine Kinder
weiterzugeben. Schaffe ich das alles, fühle ich mich gut, bin ich dem Ziel
ein guter oder besserer Mensch zu sein, ein Stückchen näher gekommen.
Mir ist es wichtig, dass ich für meine Familie und meine
Freunde da bin. Dass ich meine Beziehung zu ihnen pflege und hege.
Genauso achte ich auf gesunde Ernährung, stelle Obst und Gemüse auf den Tisch
oder gebe Acht auf meine Umwelt; schmeiße keinen Müll in die Natur und versuche
immer an eine Charlie Bag zu denken, wenn ich einkaufen gehe. Dazwischen denke
ich an mich. An meine persönliche Träume und Wünsche, an Achtsamkeit,
Stille, Kreativität- lauter Zeitschriftenratschläge, die mir manchmal gehörig
auf den Zeiger gehen, gleichzeitig aber den Ehrgeiz in mir erwecken, es auch so
zu machen. Zumindest es zu versuchen.
Und am Ende des Tages, wenn mir auf dem Weg zum Rewe
einfällt, dass die Charlie Bag am Türgriff an der Küchentür hängt; wenn ich
keine Lust hatte Obst zu schnippeln und abends lieber beherzt in die Chipstüte
greife; wenn ich am Tag keine Sekunde Zeit für Stille hatte; wenn die Küche mal
nicht aufgeräumt wird, weil ich lieber mit den Nachbarinnen auf der Strasse
quatsche; wenn ich den Kindern doch erlaube WII zu spielen; wenn ich lieber
zwei Stunden durch Pinterest surfe und im Internet rumtrödel, statt mich
auf meine Arbeit zu konzentrieren; wenn die Kinder rufen, dass sie keine
Söckchen mehr in der Schublade habe; wenn sowas alles passiert, dann denke ich:
Scheiß drauf! Es gibt Schlimmeres. Es ist menschlich. Niemand ist perfekt und
perfekt zu sein ist sowieso sowas von langweilig.
Also bleibt die Frage Wie werde ich ein besserer
Mensch? keine, die von mir Besitz ergreift, die mich stresst und unter
Druck setzt. Vielmehr ist sie ein täglicher Ansporn ein gutes Leben zu leben,
ein Leben mit Höhen und Tiefen, mit Frohsinn und Niedergeschlagenheit, mit
Momenten, an die ich mich später lächelnd erinnern werde und Situationen, die
ich lieber vergessen würde. Ein Leben, welches gelebt wird und nicht
einstudiert ist, ein Leben, welches es zu genießen gilt.
Liebe Claudia, vielen Dank für diesen Gedankenanstoß, der
mein persönliches Gedankenkarussell ganz schön ans Laufen gebracht hast. Es war
mir eine Freude.
Was möchtest Du uns unbedingt über Dich und Deinen Blog erzählen?
Als ich im Dezember 2007 meinen ersten Blogartikel
verfasste - es war nur ein Rezept - ahnte ich nicht, wohin dies führen würde. Ich wollte einfach nur dabei sein, wollte mitmischen,
mich mit anderen Bloggerinnen austauschen, wollte mir Inspiration holen und
geben.
Ich war damals Mama einer Zweijährigen und schwanger. Die
Alltagsmühlen drehten sich damals noch ganz anders als heute. Das Lesen von Blogs und das Schreiben eines Artikels
beschränkte sich auf die späten Abendstunden.
Heute ist mein Blog aus meinem Leben nicht mehr
wegzudenken. Wir beide haben uns entwickelt. Wir haben vieles dazu gelernt und
sind professioneller geworden. Ich habe meine Fotografie-Kenntnisse verbessert, habe an
meinem Schreibstil gefeilt und mich durch HTML Codes gewühlt.
was eigenes gehört mittlerweile zu meinem Job dazu. Der
Blog ist das Schaufenster meines Onlineshops und er darf hin und wieder
Plattform für Kooperationen sein.
Seine Hauptfunktion ist jedoch: er ist meine kreative
Spielwiese. Es macht mir einfach Spass zu teilen, zu schreiben und ihn mit
Inhalt zu füllen.
Hast Du eine Strategie fürs Bloggen, einen Zeitplan oder nutzt Du den Blog wie ein Tagebuch, spontan, wann immer Dir danach ist?
Anfangs habe ich spontan gebloggt. Das war mit zwei
kleinen Kindern gar nicht anders möglich. Mittlerweile nutze ich einen
Redaktionsplan. Dort trage ich Ideen und Entwürfe meiner Artikel ein.
Nicht immer wird der Plan eingehalten, aber er gibt mir Struktur und Halt, wenn
ich unmotiviert bin oder mich in meiner Arbeit verzettel. Meist schreibe ich
in den frühen Morgenstunden und wenn mich die Muse küsst, dann habe ich auch
schonmal zwei bis drei Artikel in der Pipeline. Ich halte einen
Redaktionsplan für gut und wichtig und habe deshalb darüber schon geschrieben.
Wie schaffst Du es, Familie, Partnerschaft, Freunde, Arbeit, Haushalt und Blog miteinander zu vereinbaren?
Auch das ist eine Frage, die ich schon auf meinem Blog
behandelt habe, denn sie wird mir immer mal wieder gestellt. Kurz und knapp
gesagt:
Ich habe einen Vollzeitjob, den ich in einen halben Tag
packe. :-) Meine Kinder gehen mittlerweile in die Schule. So lange sie nicht da
sind, sitze ich in meinem Nähbüro und arbeite dort, wie viele
viele andere Frauen auch. Ich schreibe Artikel, beantworte Emails, fotografiere
und nähe für meinen Shop. Der Shop ist mein Hauptjob. Deswegen
investiere ich die meiste Zeit dahinein. Am Nachmittag bin ich Mama, kümmere
mich um die Kinder, den Einkauf, die Taxifahrten. Ich verrichte
also kein Wunderwerk.
Wenn Du noch einmal neu ins Erwachsenenleben einsteigen könntest, würdest Du einen anderen Weg gehen?
Nein. Mein Erwachsenenleben startete mit meinem Au
Pair Jahr in der Nähe von Washington D.C. Diese Erfahrung möchte ich nicht
missen.
Gleich danach ging ich nach Köln, um dort eine Ausbildung
zur Hotelfachfrau zu absolvieren. Im Anschluss wurde mir angeboten im Sales und
Marketing Büro weiterzuarbeiten, was ich sofort zusagte. In den
darauffolgenden Jahren arbeitete ich für drei große und namhafte Hotelketten
und betreute dort die Firmenkunden. Die Hotelfachausbildung ist hart.
Überstunden und Arbeitszeiten, die mit der „normalen“ Welt nicht konform gehen;
Großveranstaltungen organisieren und das Hotel nach außen perfekt zu
präsentieren- ich habe in diesen Jahren eine Menge gelernt und bin dafür
dankbar. Ausserdem habe ich in dieser Zeit meinen Mann kennen gelernt - besser hätte
das alles nicht laufen können.
Wenn ich jedoch nochmal einen Schritt zurück gehen
könnte, dann würde ich irgendwie nebenbei Design studieren. Diesen Bereich
musste ich mir für den Aufbau meines Blogs selber beibringen. Einige
Profikenntnisse würden nicht schaden. Allerdings haben sich durch’s Bloggen so
viele wundervolle Freundschaften entwickelt, dass ich immer Hilfe finde,
wenn ich sie suche.
Was wünschst Du dir für Deine Zukunft, als Bloggerin und im realen Leben?
Wenn ich könnte, dann würde ich die Zeit anhalten. Ich
bin gerade 40 geworden, habe zwei gesunde Kinder, führe eine glückliche Ehe, habe einen tollen Job, ich bin gesund… was könnte dies
noch toppen? Vielleicht eine Reise nach New York? Oder ein Nähbüro mit
Tageslicht? Oder die Möglichkeit so viel zu essen, wie ich will, ohne
zuzunehmen?
Für meinen Blog wünsche ich mir, dass Blogs nicht aussterben werden. Dass es immer
Menschen geben wird, die Blogs mit Leidenschaft führen und Menschen geben wird, die Blogs gerne lesen.
Herzlichen Dank für das symphatische Interview und dafür,
dass ich heute hier Gast sein darf!
Liebe Grüße, Bine
Wo, ihr könnt euch vorstellen, daß ich mich sehr gefreut habe über dieses ausführliche Interview! Vielen Dank liebe Bine und ich hoffe, daß wir uns bald mal treffen!
A presto...